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GAMMA RAY Tourdiary, Mexico CIty, Salon 21

Freitag, 26.05.00

Zum ersten Gamma Ray Mexico Abenteuer treffen wir uns gegen 7:15 am Hamburger Flughafen. Leider nicht alle, denn Dirk kann aufgrund seines rausgesprungenen Meniskus noch nicht aus dem Krankenhaus. Er hat sich letzte Woche vor dem Griechenland Trip beim Proben das Knie verdreht und ist Dienstag morgen sofort unters Messer gekommen. Es hat wohl eine leichte Entzündung gegeben, deshalb soll er morgen per Direktflug nachkommen. Henjo ist natürlich auch noch nicht da, aber er schafft es mit seinen üblichen 30 Minuten Verspätung. Weiterhin mit von der Partie sind Kai, Daniel, Piesel und Tourleiter Jörg Zaske.

Von Hamburg geht es zunächst nach Frankfurt, wo wir unsere Bayern treffen. Soundmann Ernst Seider, Lichtmann Chris Gräf sowie den Hammer Dokumentar Andreas Schöwe. Es ist immer wieder schön mitzuerleben, wie Chris und Ernst bereits zu nachtschlafender Zeit anfangen zu sabbeln und einfach nicht mehr aufhören. Als muffeliger Norddeutscher ist das nicht zu verstehen. Gemeinsam spazieren wir zum Continental Airlines Schalter, müssen dort noch diverse Papierchen ausfüllen, bevor uns die extrem unfreundliche Dame mitteilt, dass von den 9 Leuten leider nur 6 mitkönnen, da die Maschine ausgebucht ist. Völliges Unverständnis unsererseits trifft auf weitere Frechheiten der zickigen Dame, die uns vorwirft, dass wir ja auch erst so spät kommen. Immerhin sind wir über 90 min vor Abflug da. Dies tangiert sie jedoch wenig. Erst als Jörg ihr klarmacht, das im Falle unseres Nichterscheinens in Mexico eine saftige Konventionalstrafe anfällt und er sie fragt, ob Continental diese denn zu übernehmen wünschen, nimmt sie uns ins Schlapptau und bringt uns zur Maschine. Dort wird herumgefragt, wer denn bereit sei gegen eine beträchtliche Entschädigungssumme (knapp 1.000 DM – oder so) den morgigen Flug zu nehmen. Tatsächlich finden sich 2 Pärchen und Piesel und ich können doch nicht mehr (wie schon von uns vorgeschlagen) zurück nach Hamburg, um uns das Abschlussspiel unseres FC St.Pauli anzusehen, mit dem die Jungs doch tatsächlich in der 93 Minute den Klassenerhalt schaffen!

Also ab in die Maschine, vorher schnell noch ein paar letzte Zigaretten verdrückt, um die knapp 7 Stunden Nichtraucherflug zu überstehen. An Bord geht die Freundlichkeit auch gleich weiter. Unsere von freundlichen Lufthansa Mitarbeitergesichtern verwöhnten Seelen treffen auf unbarmherzige, amerikanische Steingesichter. Nur ein alkoholisches Getränk zur Zeit ist ja gerade noch zu verkraften (wenn auch ungewöhnlich auf Gamma Ray Reisen), jedoch von hinten schräg zugeworfene Getränkebecher, nur auf mehrmaliges Nachfragen erhältliche vorbestellte vegetarische Mahlzeiten, fehlendes Besteck und Schikanen und Unfreundlichkeiten jeglicher Art lassen diese Airline nicht gerade in unserer Gunst steigen. Die ansonsten jedoch prima ausgestattete 777 (jeder hat seinen eigenen Monitor und kann die Filme frei wählen) bringst uns dann doch noch nach Newark, der Flughafen direkt vor den Toren New Yorks. Nach knapp 3 Stunden Aufenthalt und diversen hastig verschlungenen Zippen geht es weiter nach Mexico City, wo wir nach weiteren 5 Stunden gegen 21:00 Ortszeit landen. Hier geht alles sehr schnell. Wir kommen schnell durch den Zoll und sind ratzfatz im Hotel, in dem wir dann nach dieser knapp 24stündigen Odyssee auch schnell in unsere Betten fallen.

Sonnabend, 27.05.00

Eine Stunde früher als erwartet klingelt um 9:00 mein Telefon. Jörg Zaske: "Krisensitzung um 10:00 beim Frühstück". "Dirk kommt nicht". "Genau". "Scheiße! Ich habe aber schon eine Idee". "Ich auch".

Nun denn, also frisch auf an den Frühstückstisch. Kai kommt, klopft mir auf die Schultern und sagt "na, Du bist also der Neue?". "Urgs!". Dirks Knie hat sie verschlimmert. Nach seiner Entlassung am Freitag Nachmittag hat sich ziemlich viel Flüssigkeit in seinem Knie angesammelt und gleich 2 Ärzte haben ihm nahegelegt, auf keinen Fall zu fliegen. Was soll man machen? Schnell ist klar das Piesel oder ich die vakante Position übernehmen müssen. In Anbetracht der Länge des Sets einigen wir uns dann schnell darauf, das jeder von uns eine Hälfte des Programms spielt. Nun gilt es noch zu klären, wer denn welche Hälfte übernimmt. Wir wollen natürlich beide lieber die erste Hälfte spielen, die aus den älteren und langsameren Stücken besteht. Die zweite Hälfte ist nicht gerade ein Geschenk des Himmels. Kai nimmt uns diese Entscheidung ab, indem er Piesel darum bittet, bei den ersten Songs noch seine Gitarrenprogramme umzuschalten, bis er sich einigermaßen auf der Bühne und mit der neuen Situation zurechtgefunden hat. Danke Kai, ich liebe Dich! Den Rest des Tages nehme ich nur noch schleierhaft und ferngesteuert wahr. Um 11:00 sitze ich mit Dirks Bass auf dem Schoß und Henjo neben mir vor meinem CD Player mit den Gott sei dank mitgenommen Mini Boxen und lerne die Songs. Diverse Zettel werden geschrieben, bestimmte Parts von Henjo genau erklärt. Piesel sitzt mit Kai auf seinem Zimmer und lernt die anderen Songs. Hätten Basti und Kralle nicht Dirks letzte Woche im Hotel vergessenen Steinberger Bass noch aus dem Hotel geholt und direkt zu Piesel nach Hause geschickt, hätten wir ein ziemlich schwerwiegendes Problem gehabt. Sagen wir mal, schwerwiegender als ohnehin schon. Ganz so schlimm gestaltet sich das Lernen der Songs jedoch nicht, weil wir die Songs schon seit Jahren in und auswendig kennen. Jeden Break, jede Variation könnten wir im Schlaf mitsummen, es geht nur noch darum die Töne zu finden. Allerdings lassen wir uns doch auf eine etwas basischere Variante ein, als Dirk sie gewöhnlich spielt. Hauptsache, das Fundament stimmt.

Um 14:30 befinden wir uns wie ein Wunder dann auch schon am Venue, eine nette große Halle, in der Jörg, Chris und Ernst uns schon die meiste Arbeit abgenommen haben. Die Backline steht, wir müssen nur noch die Kabel richtig einstöpseln und fangen dann gleich an mit der Band zu proben. Lust for life, Heaven can wait, Changes und Tribute to the past fliegen an mir vorbei. Meine Fresse bin ich schlecht! Heading traue ich mir auch ohne Probe zu, für Dream Healer war bis jetzt noch keine Zeit. Ich stürze also in den Backstageraum, scheuche Piesel, der weiterhin am üben war auf die Bühne und setze mich an Piesels Probeanlage, die doch weitaus angenehmer als meine Mini Anlage ist. Er hat die Tone Works Pandora Box 2 von Korg, in die sich ein CD Player einschleifen lässt und mit der man dann direkt zu den Songs spielen kann. Ich schreibe alle Zettel neu und sauber auf, spiele einmal alles durch, Heading das erste Mal und will gerade mit Dream Healer anfangen, als Piesel auch schon wieder auftaucht, "weg da, ich bin so schlecht" kreischt und dann stehe ich da und weiß nicht weiter. Hier ist es total laut, ich finde keinen Ort an dem ich den unverstärkten Bass zu meiner Mini Anlage spielen kann und fange langsam an durchzudrehen. Auf einmal heißt es, die Band fährt noch mal ins Hotel. "Hilfe, ich muß mit!". Alles schnell mit meinen bereits blutenden, ehemals zarten Gitarristenfingern in die Tasche gestopft und schnell in das Shuttle gesprungen. Im Hotel zerre ich Henjo auf mein Zimmer, lasse mir im Schnelldurchlauf Dream Healer zeigen, spiele das Stück zweimal durch, springe wieder runter – und warte wie üblich auf die Band. Na, da hätte ich ja noch 15 Minuten mehr üben können...

Wieder zurück im Salon 21 bleibt gerade noch Zeit, die Backline kurz zu checken (Piesel wird wegen seiner letztjährigen Show mit Lacrimsosa sogar dabei von diversen Fans wiedererkannt), Henjos Gitarre zu stimmen und schon stehe ich da mit umgehängten Bass und das Intro läuft. Weil es eh geplant war, dass Dirk im Sitzen spielt, haben wir für den Bass auch keinen Sender und ich muss als erster auf die Bühne. Hatte ich noch den ganzen Tag ein kotziges Gefühl im Magen, ist die Nervosität in diesem Moment völlig weg. Unglaublich aber wahr! Daniel zählt an und los geht es mit Lust for life. Und was für ein Lust, es macht tierisch Spaß. Die Bühne ist doch einige Meter größer als die, die ich bisher mit Megace (www.megace.de) betreten durfte. Die Fans jubeln und schreien und ich genieße alles in vollen Zügen. Kai, Henjo und Daniel grinsen die ganze Zeit und ich merke, dass sie sich trotz dieses Ausnahmezustands auch wohl fühlen. Cool! Heading for tomorrow ist trotz seiner Länge und vielen Parts eine richtige Erholung für mich, ich finde endlich mal Zeit mir alles in Ruhe zu betrachten. Aber oh je, bei Changes verliere ich nach der ersten Strophe den Faden und stehe auch dummerweise gerade auf Henjos Seite. Schnell wieder zu meinen Zetteln gelaufen, dumm bummbumm gespielt und gleich darauf bin ich auch wieder drin. Bei Dream Healer spiele ich in der Mitte mit Daniel fast alleine, alles klappt prima. Dann mein Angststück Tribute to the past, bei dem ich beim Soundcheck so kläglich versagt habe. Aber erstaunlicherweise klappt dies sogar besser als die anderen Songs und schwupps ist es auch schon vorbei. Ich will gar nicht runter vor der Bühne, allerdings würde ich bei den folgenden Stücken doch etwas zu sehr abkacken und reiche Piesel widerstrebend den Bass. Ich bedanke und verabschiede mich vom Publikum und gehe ab. Piesel will mir noch etwas sagen, schüttelt dann aber den Kopf und geht weiter. Ich gehe erst einmal in den Backstageraum und hole mir ein kaltes Bier. Zurück am Bühnenrand kommt Kai kurz in meine Richtung und mir fällt ein, dass ich eventuell einmal die Stimmung seiner Ersatzklampfe checken sollte, die er bei meinem Abgang an Piesel zurückgegeben hat. Dabei sehe ich dann auch, was Piesel mir sagen wollte: es fehlt die D-Saite. Uiuiui, nu aber fix, das hätte ins Auge gehen können!

Und nun stehe ich also am Rand und Piesel darf schwitzen. Die Leute sind gut drauf, die Stimmung ist bombastisch. Bei Somewhere out in Space stülpe ich mir mal wieder die grüne Alienmaske über und hampel etwas auf der Bühne rum. Andreas Schöwe fängt im Fotograben schön an zu schwitzen, sein Film war gerade alle. Jörg Zaske steht neben ihm und lacht sich tot. Bei Ride the sky – welches Piesel gar nicht erst geübt hat, weil er es früher schon in Japan gespielt hat, während Kai nur sang – verzieht Piesi im Soloteil auf einmal das Gesicht. Er hat das Stück früher immer nur bis zur Hälfte gespielt, bis Kai die Gitarre wieder übernahm. Jetzt hat er nicht die geringste Ahnung. Lustig anzuschauen, und gemerkt hat es eh keiner! Dann ist es auch schon wieder vorbei. Zur abschließenden Verbeugung holt die Band mich wieder auf die Bühne und wir beenden das mit Sicherheit ungewöhnlichste Gamma Ray Konzert mit einem fetten Grinsen. Am Bühnenrand fällt Kai Piesel und mir um den Hals und bedankt sich überschwenglich. Gern geschehen! Sehr gern!!!

Unsere Bajuwaren erwarten uns schon im Backstageraum und lästern natürlich gleich: "Poser, Fuß auf dem Monitor" etc., aber auch sie unterlassen es nicht uns zu loben. "Ey Chris, was war den mit meinem follow Spot?".

Der erwartet Absturz bleibt aber trotzdem aus. Irgendwie sind alle von diesem aufregenden Tag zu sehr geschafft. Nach den Unmengen an Tortillas in dem mexikanischen Restaurant ist einfach kein Platz mehr für Bier! Also ab ins Bett.

Sonntag, 28.05.00

Nach dem Frühstück fahren wir mit der Band zu einer Autogrammstunde, bei der wir uns schön im Hintergrund aufhalten, aber trotzdem erkannt werden und auch diverse Autogramme geben müssen.

Danach machen wir noch einen langen Fußmarsch über den Marktplatz von Mexico City, besichtigen eine Tempel und gehen dann auch schon wieder Tortillas futtern. Heute folgt dann auch der Totalabsturz bei einer Party im Hotelzimmer, bei der meine bewährten Mini Boxen wieder zum Einsatz kommen.

Montag, 29.05.00

Ui, is mir schlecht, aber der Rückflug bietet genug Zeit das auszukurieren. Kai, Henjo und Daniel sehen wir schon gar nicht mehr, weil die 3 noch eine Woche Urlaub in Mexico machen. Bereits bei unserem 5 stündigen Aufenthalt in Newark ist wieder alles in Ordnung. Wir haben tatsächlich noch Zeit, Geld zu tauschen und Manhattan für exakt 2 Stunden unsicher zu machen. Sollte man mal gesehen haben!

Dienstag, 30.056.00

Wegen der Zeitverschiebung kommen wir erst heute Mittag wieder an. Ich schalte mein Handy ein und habe Herrn Schlächter auf der Mailbox. Er bitte um seinen kleinen Steinberger Bass, weil er sich im Krankenhaus so langweilt. Weil das Barmbeker Krankenhaus auf meinem direkten Nachhauseweg liegt, fahre ich direkt zu ihm und erzähle ihm die ganze Geschichte brühwarm. Er hatte natürlich noch kein Ahnung, und war der Meinung Gamma Ray haben einfach ohne ihn gespielt. Etwas merkwürdig reagiert er schon, vor allem als ihm klar wird, dass er jetzt gefeuert ist und sich eine neue Band suchen muß...

Übrigens wurden ihm 130 und einmal 110 ml Eitersuppe aus dem Knie gezogen und er musste noch eine weitere halbe Woche im Krankenhaus verbringen. Mittlerweile ist unser Schlächer aber wieder fit und hat schon diverse Shows gespielt. Im September muss er zur finalen Knieamputation noch mal unters Messer!

Jörg "Schrörg" Schrör


Jörg Schrör

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